Zum Tod von Aemilian Schaer (17.2.1927 – 14.7.2019)

24. Sep. 2019

Nach einem langen und reicherfüllten Leben starb am 14. Juli 2019 der gebürtige St. Galler Milo Schaer in seiner Wahlheimat Kolumbien. Er war 1963 erster Leiter des Sozialinstituts der Katholischen Arbeiter- und Angestellten Bewegung (KAB) und führte dann die Arbeitsstelle für Pastoralplanung der Schweizer Bischofskonferenz, das Vorläufer-Provisorium des SPI in St. Gallen, das ab 1969 seine Arbeit aufnahm und zahleiche Initiativen von Aemilian Schaer weiterführte.

Am 14. Juli starb Milo Schaer in seiner Wahlheimat Kolumbien im Kreis seiner Familie. Für ihn gilt in besonderem Mass das Wort, dass der Mensch nur durch andere Menschen Mensch ist. Er war zeitlebens ein Suchender und bewahrte sich eine motivierende Neugierde für Neues; er war ein einzigartiger Netzwerker und Freund, ein ausgezeichneter Zuhörer und ein höchst intelligenter und belesener Zeitgenosse.

 

Seine Jahre in der Schweiz (1927 – 1971)

Aemilian Schaer kam am 17. Februar 1927 in St. Gallen auf die Welt. Über seine Herkunft, seine Familie und seine Jahre als Seelsorger und Priester in Schweizer Landgemeinden sprach er stets mit Freude und Hochachtung. Doch Emilio, so sein Rufname in Kolumbien, entschied sich zu einem weiteren Studium, der Soziologie in Löwen (Belgien), und zum Eintritt in den Dominikanerorden.

1963 wurde Aemilian Schaer erster Leiter des neu gegründeten Sozialinstituts der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB), das er während zwei Jahren leitete. Zu seinem Freundeskreis gehörten unter anderem Hans Küng (geboren 1929), den er während des Studiums in Rom kennengelernt hatte, und der ihn später in Kolumbien besuchte, oder der spätere St. Galler Bischof Othmar Mäder (1921 – 2003), mit dem er als Vikar zusammengearbeitet hatte.

Nach seiner Zeit am Sozialinstitut der KAB übernahm Aemilian Schaer die Leitung der provisorischen Arbeitsstelle für Pastoralplanung der Schweizer Bischofskonferenz, die er in Zürich einrichtete. Dieses Provisorium war notwendig geworden, da sich das SPI, das für die Aufgaben der Schweizerischen Pastoralplanung vorgesehen war, noch im Gründungsprozess befand und erst 1969 seine Arbeit aufnehmen konnte.

Aemilian Schaer hat in der kurzen Zeit seines Wirkens an der Arbeitsstelle für Pastoralplanung zahlreiche wichtige Impulse gesetzt: die Planung und Umsetzung einer Funktionsanalyse des Pfarrerberufes und das Aufgleisen der Kirchenzukunftsstudie „Kirche 1985“ sind hier besonders zu erwähnen. Wohl auch wegen seines freundschaftlichen Verhältnisses zum ersten Leiter des SPI, Kurt Helbling, konnte die Weiterführung der von Aemilian Schaer begonnenen Arbeitsprozesse im SPI reibungslos vollzogen werden. Der erfolgreiche Start des SPI 1969 darf in der Rückschau auch als Frucht seiner Vorarbeiten gewürdigt werden.

 

Seine Jahre in Kolumbien (1972 – 2019)

In der Mitte seines Lebens ging Aemilian Schaer nochmals ganz neue Wege, beruflich, spirituell und privat. 1972 liess er sich für die Führung des Instituto de Promoción Industrial Suizo Colombiano (IPROSCO) in Santafé de Bogotá verpflichten, das er höchst erfolgreich bis 1980 leitete. In diese bewegte Zeit fielen auch sein Abschied aus dem Dominikanerorden, die Heirat mit Iris Unterrainer und die Geburt der beiden Töchter Karin und Melanie. Das IPROSCO, ein Institut der Universidad Nacional, erinnert sich bis heute mit grosser Dankbarkeit an diesen begnadeten Dozenten, engagierten Direktor und loyalen Freund.

 

Lebenserinnerungen als Geschenk zum 90. Geburtstag

Bestens umsorgt von seiner Frau Iris, den beiden Töchtern und den beiden Enkeltöchtern, verbrachte er die letzten Jahre vorwiegend auf seinem Zweitwohnsitz, dem Hostal Suizo in Sasaima, ohne jedoch seinen weltweiten Freundeskreis zu vernachlässigen. Zu seinem 90. Geburtstag machte er sich das schönste Geschenk mit der Publikation seiner Erinnerungen. Die Lektüre dieses an Leben ausserordentlich reichen Buches ist besonders jenen zu empfehlen, die sich für seine persönliche Perspektive der 1950er und 60er Jahre interessieren oder vom spannungsreichen Lebensbild eines offenen, nach Wahrhaftigkeit strebenden Menschen inspirieren lassen möchten.

Roland Gröbli (mit Ergänzungen zum SPI von Arnd Bünker)

Buchhinweis

Der Autor dieses Nachrufs, Dr. Roland Gröbli (geboren 1960), lernte Milo Schaer als Geschäftsführer der Schweizerisch-Kolumbianischen Handelskammer von 1995 – 1999 kennen. Er schrieb das Vorwort zu seinen Lebenserinnerungen: 

Dr Milo Schaer, Der lange Weg zu mir selbst, Lebenserinnerungen von Milo Schaer, Book on Demand, 2016. Ca. sFr. 34.- ISBN 9 783739 231020

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