Grosse Herausforderungen brauchen die Mitwirkung aller!

Nov 17, 2016

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Eine der grössten Strukturfragen der katholischen Kirche in der Schweiz besteht im Blick auf die Veränderungen im Bereich der Seelsorgeberufe. Wohin entwickeln sich die bestehenden Berufsbilder? Wie verändert sich ihre Identität, wenn sich pastorale Organisationsformen wandeln? Was macht Berufe in der Kirche attraktiv?

Erstmals haben sich die Bistumsverantwortlichen der Deutschschweizer Bistümer und Bistumsregionen für Fragen der Pastoral und des Personals zu einem gemeinsamen Austausch über die Profile von Seelsorgeberufen getroffen. Auch Fachpersonen aus dem Bereich der kirchlichen Bildung waren anwesend.

Unter der kritisch-konstruktiven Begleitung von Prof. Dr. Michael N. Ebertz (Freiburg i.Br.) wurde schnell deutlich, dass sich die Zukunftsfragen der Seelsorgeberufe nicht von den Zukunftsfragen der Kirche trennen lassen. Zugleich mussten sich die Anwesenden jedoch eingestehen, dass die Kirche in der Schweiz noch weit davon entfernt ist, eine gemeinsame Vision formulieren zu können. Massiver Handlungsdruck besteht aber bereits heute. Was also tun?

 

Fünf Leitgedanken:

  • Die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft sind voll und ganz anzuerkennen. Es gibt keine Lösungen ohne Anerkennung der Realitäten. Dazu gehört auch die Anerkennung der Tatsache, dass die Kirche in der Schweiz gegenwärtig und wohl auf längere Zeit über keine gemeinsame Vision oder gemeinsame Leitidee für ihre Zukunftsplanung verfügt.
  • Den beobachteten Veränderungen muss theologisch aufrichtig begegnet werden. Eine Vision für die Zukunft braucht darüber hinaus eine spirituelle Grundhaltung, die sich den Veränderungen und der damit verbundenen Ratlosigkeit stellt, sie im Glauben annimmt und deutet. Nur so kann eine gemeinsame Perspektive, eine neue Vision für die Kirche in der Zukunft heranwachsen.
  • Auch wenn es noch keinen „Masterplan“ gibt, müssen wir mit vorläufigen Lösungen für die offenen Fragen der Seelsorge und Seelsorgeberufe nicht warten. Dazu bietet es sich an, experimentell vorzugehen. Jedes Bistum sollte Laboratorien für die Seelsorgeentwicklung schaffen, die gemeinsam konzipiert, begleitet und evaluiert werden. Zur Suche nach Orientierung gehören auch ergebnisoffene Suchprozesse. Fehler sind dabei keine Niederlagen, sondern sie tragen zum gemeinsamen Lernen bei. Gelingendes und Misslingendes helfen gleichermassen, eine neue Richtung zu finden.
  • Die Seelsorgerinnen und Seelsorger benötigen in dieser Phase des Wandels und der Unsicherheit Vertrauen und Unterstützung. Bildungsmassnahmen sollen dazu beitragen, die kirchlichen Berufsleute in Zeiten des Übergangs und der Neuorientierung zu stärken. Gemeinsame Lernerfahrungen sind zu fördern, die Lernen, Reflexion und Austausch miteinander verbinden. Unterschiedliche Kompetenzen für neue Herausforderungen, Kreativität sowie die theologisch-spirituelle Orientierungsfähigkeit der Seelsorgenden bedürfen der Stärkung. So können die Seelsorgenden den grossen Anforderungen, die an sie gestellt sind, besser begegnen.
  • Grosse Herausforderungen brauchen die Mitwirkung aller. Der Studientag mit den Bistumsverantwortlichen für Pastoral und Personal hat gezeigt, dass die offenen Fragen so fundamental sind, dass die Stimmen aller Beteiligten gehört werden müssen. Nur gemeinsam mit allen Gläubigen lässt sich die Realität wahrnehmen, aushalten und deuten. Nur gemeinsam kann eine neue Vision der Kirche entdeckt werden und nur gemeinsam können Zeiten der Unsicherheit ausgehalten und durchschritten werden. Diese Gemeinsamkeit in der Wahrnehmung und im Suchen ist nicht selbstverständlich. Sie muss mehr denn je als synodaler Weg der Kirche bewusst gewollt und gestaltet werden.

 

Der Studientag „Seelsorgeberufe im Umbau pastoraler Strukturen“ fand am 15. November in Zürich statt. Er wurde gemeinsam von der Pastoralamtsleiterkonferenz der DOK und dem Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI) initiiert und durchgeführt. Die Tagungsorganisation wurde durch Dr. Maria Blittersdorf (SPI) im Rahmen des wissenschaftlichen Begleitprojektes „Neuland“ vorgenommen.

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