An opinion without 3.14 is an onion – Ein Jahrespraktikum
Während meiner Zeit als Praktikantin bei der Caritas St. Gallen-Appenzell und dem Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI), war Umdenken immer wieder ein gefragter Aspekt meiner Arbeit. Nur schon der halbwöchentliche Wechsel zwischen meinen beiden Praktikumsstellen, in welchen ich zu je 50% beschäftigt war, erforderte die Kunst, den Kopf innert kurzer Zeit auf eine ganz andere Umgebung und einen anderen Aufgabenbereich umzustellen. Hinzukam, dass die Arbeit alles andere als monoton war: Frauen mit Migrationshintergrund kontaktieren am Morgen, spanische Interviews transkribieren am Nachmittag und dazwischen neues Schreibmaterial bestellen, Emails beantworten, Verkaufsstatistiken führen und die Homepage mit den neusten Vorkommnissen ausstatten. So oder ähnlich sah bei mir ein ganz normaler Arbeitstag aus. Häufig musste hin und her gesprungen werden zwischen verschiedenen Sprachen, Mathematik und Informatik. Wenn es gelingt, diese verschiedenen Disziplinen zu vereinen, macht auch ein Satz wie «An opinion without 3.14 is an onion» absolut Sinn. Durch die Möglichkeit während eines Jahres an gleich zwei Orten zu arbeiten, konnte ich sehr vieles lernen.
Caritas: Integration ist das Ziel, Arbeitslosigkeit und Armut ein grosses Problem
Ein tieferer Einblick in die Arbeit der Caritas zeigte mir, dass Integration auf sehr vielen Ebenen stattfinden kann. Zahlreiche Projekte im Kanton St. Gallen und in der ganzen Schweiz tragen zu den vielfältigen Integrationsmöglichkeiten bei: Flüchtlinge bauen in Graubünden Davoser-Schlitten, Armutsbetroffene besuchen vergünstigt das Theater in St. Gallen und Immigranten nehmen in Uzwil an einem Sprachkurs teil. Diese und zahlreiche andere Aktivitäten ermöglichen, sich in der Schweiz gut einzuleben.
Auch das Thema Armut ist leider nicht ganz so einfach zu beheben, wie viele denken. Das wurde am Caritas Forum im Januar 2017 in Bern eindrücklich gezeigt. Die Armut erstreckt sich nicht nur innerhalb der Landesgrenzen, sondern dehnt sich weit darüber hinaus. So ist es laut dem deutschen Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck Deutschland zwar gelungen, die Arbeitslosigkeit zu senken, jedoch auf Kosten der umliegenden Länder. Wenn sich insgesamt was ändern soll, darf Armut und Arbeitslosigkeit nicht nur innerhalb der Landesgrenzen betrachtet werden. Die Handlungen einzelner Nationen haben immer eine Wirkung auf die anderen Nationen dieser Welt. Weltbewegende Veränderungen, wie die Bekämpfung der Armut, können nur dann erreicht werden, wenn alle zusammen an einem Strang ziehen, so die Botschaft des Caritas Forums.
Forschungsalltag am SPI
Die zweite Hälfte der Woche verbrachte ich jeweils im Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI). Verschiedene Einblicke erhielt ich in die Arbeit der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Institut. Ich erlebte, wieviel Arbeit hinter einer Buchpublikation steckt und was es heisst, empirische Forschung zu betreiben. Das Transkribieren von spanischsprachigen Interviews, Der rege Emailverkehr auf Deutsch und teilweise auch auf Französisch sowie das Bearbeiten der zweisprachigen Homepage halfen mir, meine Sprachkenntnisse aus der Schule in den Alltag zu übertragen.
Ein weiterer Teil meiner Aufgabe war die Mitarbeit im Institutssekretariat. Ich half mit, die Homepage zu bewirtschaften, die verschiedenen Termine der Mitarbeitenden zu koordinieren, Bücher zu versenden, Blogbeiträge zu erstellen und jonglierte tagtäglich mit allerlei kleineren und grösseren Aufgaben. Zudem erhielt ich einen Einblick in die kaufmännische Arbeit des Instituts.
Fazit
Ein aufregendes, lehrreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Ich habe den Arbeitsalltag auf eine denkbar positive Weise kennenlernen dürfen. Klar gibt es Höhen und Tiefen. Strengere Wochen und weniger strenge. Doch die Erfahrung des Arbeitslebens ist in jedem Fall eine Bereicherung.
Schule und Berufsarbeit sind in keinster Weise zu vergleichen. Im Gegensatz zur Schule muss meine Arbeit nicht nur mir passen. Im Arbeitsalltag gilt es, zusammenzuarbeiten und seinen Platz im Team zu finden. Die Frage «Was mache ich selbstständig und wann frage ich noch einmal nach?» war zunächst schwierig zu beantworten für mich. Aber mit der Zeit lernte ich, welche Dinge ich selbstständig erledigen kann.
Ich bin davon überzeugt, dass ich von diesem Jahr überdurchschnittlich viel profitieren konnte. Einerseits dadurch, dass ich in zwei total unterschiedliche Arbeitsbereiche hineinsehen konnte und dabei lernte, was es heisst, zu arbeiten, und andererseits indem ich mich im Laufe des prüfungsfreien Jahres in aller Ruhe auf meine zukünftige Studienwahl konzentrieren konnte.
Nun schaue ich voller Freude auf meine nächste Hürde, den Eintritt in den Studienalltag. Ich freue mich zugegebenermassen auch darauf, endlich wieder Prüfungen zu schreiben, über komplizierten Matheaufgaben zu knobeln und unsere Welt wieder ein Stück besser kennenzulernen.